Hengaws Monatsbericht über Menschenrechtsverletzungen an Frauen im Iran – Juni 2025

07 Juli 2025 14:05

Hengaw – Montag, 7. Juli 2025

Nach Angaben des Statistik- und Dokumentationszentrums der Hengaw-Organisation für Menschenrechte wurden im Juni 2025 mindestens 12 weibliche Aktivistinnen festgenommen und 14 Frauenrechtsaktivistinnen vom iranischen Justizsystem zu Haftstrafen verurteilt. Darüber hinaus wurden mindestens 11 Fälle von Femiziden sowie 2 Hinrichtungen von Frauen in verschiedenen Städten des Iran dokumentiert.

Hinrichtungen von Frauen im Iran

Im Juni 2025 wurden mindestens zwei Frauen in verschiedenen Gefängnissen des Iran hingerichtet:
    1.    Hafizeh Baluchzahi aus Saravan wurde im Ghezel Hesar-Gefängnis in Karadsch wegen Mitgliedschaft und Zusammenarbeit mit islamistischen Extremistengruppen hingerichtet.
    2.    Tolat Sabzi aus Qom wurde im Zentralgefängnis von Qom wegen vorsätzlichen Mordes hingerichtet.

12 Frauen im Juni 2025 verhaftet

Mindestens 12 weibliche Aktivistinnen wurden im Juni 2025 von Sicherheitskräften festgenommen, was etwa 7 % aller Verhaftungen in diesem Monat ausmacht.

Mindestens drei von ihnen sind Baha’i-Aktivistinnen, zwei weitere sind kurdische Frauenrechtsaktivistinnen.

Die Namen sind wie folgt:
    •    Teheran: Golareh Abbasi, Motahareh Gonaei, Donya Hosseini (aus Ahvaz)
    •    Qaemshahr: Nazanin Abedini, Raquel Ataeian
    •    Sabzevar: Masoumeh Shahnavaz, Fatemeh Noradi
    •    Saqqez: Zhila Tashakkori
    •    Dehloran: Akram Sabzi
    •    Birjand: Saba Mohammadi
    •    Kerman: Behnaz Mahjoubi
    •    Shiraz: Negin Aminzadeh

 

Verurteilungen von Frauenrechtsaktivistinnen

Im Juni 2025 wurden mindestens 14 Frauenrechtsaktivistinnen zu insgesamt 47 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt. Darunter sind mindestens 11 Frauen, die der Baha’i-Gemeinschaft angehören.

Die Urteile im Einzelnen:
    1.    Zina Faridounian (Qorveh) — 4 Jahre und 1 Monat
    2.    Neda Mohbi (Hamedan) — 7 Jahre und 8 Monate
    3.    Farideh Ayoubi (Hamedan) — 6 Jahre und 3 Monate
    4.    Zarrindokht Ahadzadeh (Hamedan) — 6 Jahre und 3 Monate
    5.    Zhaleh Rezaei (Hamedan) — 6 Jahre und 3 Monate
    6.    Atefeh Zahedi (Hamedan) — 6 Jahre und 3 Monate
    7.    Noura Ayoubi (Hamedan) — 6 Jahre und 3 Monate
    8.    Naghmeh Mirza Agha (Karadsch) — 10 Monate
    9.    Mahin Saadatmand (Karadsch) — 10 Monate
    10.    Mahshid Safidi (Karadsch) — 10 Monate
    11.    Samar Masoudi (Karadsch) — 10 Monate
    12.    Mona Zakaei (Karadsch) — 10 Monate
    13.    Soheila Motaei (Dehgolan) — 3 Monate
    14.    Elham Moein (Teheran) — 3 Monate

Die Verhaftungen und Verurteilungen von Frauen sind Teil der systematischen Diskriminierungspraktiken der Islamischen Republik Iran. Besonders während der revolutionären Bewegung „Jin, Jiyan, Azadi“ („Frau, Leben, Freiheit“) hat sich der Druck auf Frauenrechtsaktivistinnen erheblich verschärft. Seit ihrer Gründung versucht die Islamische Republik Iran systematisch, die gesellschaftliche, politische und menschenrechtliche Teilhabe von Frauen zu unterdrücken. Geschlechtertrennung und die Kriminalisierung von Geschlechts- und sexuellen Minderheiten sind zentrale Elemente des institutionalisierten Geschlechter-Apartheidsystems im Iran.

11 Femizide im Juni 2025

Mindestens 11 Frauen wurden im Juni 2025 in verschiedenen Städten Irans getötet. Die Mehrheit der Opfer wurde von nahen männlichen Familienmitgliedern, meist den Ehemännern, ermordet.

Von diesen Fällen:
    •    wurden 6 Frauen von ihren Ehemännern getötet.
    •    in 5 Fällen sind die Täter bislang unbekannt.

Mindestens ein Mord war ein sogenannter „Ehrenmord“, fünf weitere ereigneten sich im Kontext von familiären Streitigkeiten. Zwei Frauen wurden im Rahmen von Raubüberfällen getötet, die Motive in drei weiteren Fällen sind noch unklar.

Verteilung der Femizide nach Provinz:
    •    Teheran: 5 Fälle
    •    Khorasan Razavi: 2 Fälle
    •    Nord-Khorasan, Alborz, Ilam und Mazandaran: je 1 Fall

Femizide stellen die extremste Form von Frauenfeindlichkeit in einer Gesellschaft dar. So genannte „Ehrenmorde“ sind nur eine Unterkategorie dieser Taten. Im Kern wurzeln Femizide in patriarchalen, frauenfeindlichen Strukturen und Gesetzen. Laut den Menschenrechtsdaten von Hengaw wurden im Jahr 2024 191 Femizide im Iran dokumentiert, die Mehrheit begangen von engen männlichen Verwandten. Die institutionalisierte Frauenfeindlichkeit im iranischen Rechtssystem und in der Gesellschaft normalisiert diese tief verwurzelte Gewalt gegen Frauen.

Die Hengaw-Organisation für Menschenrechte stuft die Islamische Republik Iran als einen Gender-Apartheid-Staat ein – ein System, in dem die systematische Ermordung und Verfolgung von Frauen teils gesetzlich verankert ist. Die internationale Gemeinschaft muss Gender-Apartheid als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennen und in internationale Rechtsrahmen aufnehmen. Außerdem muss die Islamische Republik Iran als Gender-Apartheid-System eingestuft und für ihre frauenfeindlichen Gesetze sowie die systematische Unterdrückung von Frauen nach internationalem Recht zur Verantwortung gezogen werden.

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