Hengaws Monatsbericht zu Menschenrechtsverletzungen an Frauen im Iran — November 2025
Hengaw – Montag, 8. Dezember 2025
Laut den Daten des Statistik- und Dokumentationszentrums der Menschenrechtsorganisation Hengaw wurden im November 2025 mindestens 22 Frauenrechtsaktivistinnen verhaftet, und fünf weitere wurden von der iranischen Justiz zu Gefängnisstrafen verurteilt. Außerdem wurden mindestens 20 Femizide und fünf Hinrichtungen von Frauen im gleichen Zeitraum im ganzen Land registriert.
Hinrichtungen von Frauen im Iran
Im November 2025 vollstreckten die iranischen Behörden in verschiedenen Gefängnissen landesweit die Hinrichtung von mindestens fünf Frauen. Zwei wurden wegen Mordvorwürfen und drei wegen Drogendelikten hingerichtet. Ihre Namen sind:
1. Zahra Mirghafari aus Hashtrud – wegen Drogendelikten im Zentralgefängnis von Täbris hingerichtet.
2. Shoket Veisi aus Damghan – wegen Drogendelikten im Zentralgefängnis von Damghan hingerichtet.
3. Qamari Abbaszadeh aus Sari – wegen Mordes im Zentralgefängnis von Sari hingerichtet.
4. Mahin Rahimi aus Maschhad – wegen Mordes im Zentralgefängnis von Maschhad hingerichtet.
5. Mina Sadoqi aus Karaj – wegen Drogendelikten im Zentralgefängnis von Schiras hingerichtet.
22 Frauenrechtsaktivistinnen im November 2025 verhaftet
Hengaws Statistik zeigt, dass im November mindestens 22 Frauenrechtsaktivistinnen von iranischen Sicherheitsbehörden festgenommen wurden — das entspricht 19 % aller in diesem Monat registrierten Verhaftungen.
Unter ihnen befanden sich acht Baha’i-Frauen und zwei kurdische Frauen.
Die Festgenommenen sind:
Teheran:
1. Mahsa Asadollahnejad
2. Shirin Karimi
3. Hanieh Shariati Roodposhti
4. Aferin Mohajer
5. Parya Marandez
6. Setareh Pessian
7. Sahar Dolatshahi
Karaj:
8. Mona Zakaei
9. Naghmeh Mirza Agha
10. Mahin Sa’adatmand
11. Mahshid Safidi
12. Samar Masoudi
Shahin Shahr:
13. Maryam Abbasi Nikoo
14. Beeta Shafiei
Schiras:
15. Leila Adalati
16. Milan Khajeh’i
Ahvaz:
17. Maryam Zubaidi
Kamyaran:
18. Sheida Azizi
Maneh & Samalqan:
19. Asmar Hamidi
Sabzevar:
20. Shokouh Sadidi
Nur:
21. Soheila Beikdelou
Gorgan:
22. Azadeh Yaghini
Gefängnisstrafen gegen Frauenrechtsaktivistinnen
Im November 2025 wurden durch iranische Gerichte fünf Aktivistinnen zu insgesamt 13 Jahren, 3 Monaten und 1 Tag Gefängnis verurteilt:
1. Mehnoosh Rezaei aus Schiras – 9 Jahre Haft
2. Zeinab Mousavi aus Teheran – 6 Monate Haft
3. Sheida Azizi aus Kamyaran – 3 Jahre Haft
4. Nirvana Torbati-Nejad aus Gorgan – 6 Monate Haft
5. Fa’ezeh Hassanzadeh aus Kaschan – 3 Monate und 1 Tag Haft
Die Verhaftung und Verurteilung von Frauen ist weiterhin Teil eines systematischen Musters geschlechtsspezifischer Repression in der Islamischen Republik Iran.
Während der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung haben Druck und Strafverfolgung gegen Aktivistinnen massiv zugenommen.
Seit ihrer Gründung verfolgt die iranische Staatsführung institutionalisierte Strategien, um die gesellschaftliche, politische und menschenrechtliche Teilhabe von Frauen zu beschneiden.
Gesetze zur Geschlechtertrennung, die Marginalisierung sexueller und geschlechtlicher Minderheiten sowie die Kriminalisierung von Identität bilden das Fundament des geschlechterapartheidähnlichen Systems im Iran.
20 Fälle von Femizid im November 2025 registriert
Hengaw dokumentierte im November mindestens 20 Femizide im Iran. Die überwältigende Mehrheit der Opfer wurde von nahen Familienmitgliedern getötet — am häufigsten vom eigenen Ehemann.
Laut Bericht:
• 7 Frauen wurden von ihren Ehemännern getötet
• 2 von ihren Brüdern
• 2 von ihren Söhnen
• 2 von Schwiegersöhnen
• 2 von Schwägern
• 1 von ihrer Schwiegermutter
• In 4 Fällen ist die Beziehung zum Täter noch unbekannt
Unter den 20 Fällen war ein Femizid „aus Gründen der sogenannten Ehre“.
Weitere Hintergründe:
• 13 Frauen wurden wegen familiärer Konflikte getötet
• 1 Frau, weil sie eine Scheidung beantragt hatte
• 2 Frauen für die Ablehnung eines Heiratsantrags
• 4 Frauen aus finanziellen oder Diebstahlmotiven
Verteilung nach Provinzen:
• West-Aserbaidschan (Urmia): 6 Fälle
• Sistan und Belutschistan & Teheran: je 3 Fälle
• Kerman & Gilan: je 2 Fälle
• Ost-Aserbaidschan, Hormozgan, Yazd & Fars: je 1 Fall
Femizid stellt die extremste Form von Frauenfeindlichkeit und geschlechtsbasierter Gewalt dar.
„Ehrenmorde“ machen nur einen Teil dieser Taten aus — ihre Wurzeln liegen in tief patriarchalen Strukturen und diskriminierenden Gesetzen.
Hengaw dokumentierte im vergangenen Jahr 191 Fälle von Femizid im Iran, die meisten davon durch enge Familienangehörige.
Frauenfeindliche Gesetze und staatliche Ideologien haben Gewalt und Hass gegen Frauen normalisiert und in das Rechtssystem eingebettet.
Die Hengaw-Organisation stuft die Islamische Republik Iran als einen geschlechterapartheidähnlichen Staat ein, in dem systematische Gewalt und Tötungen von Frauen institutionalisiert und rechtlich geschützt sind.
Die Organisation fordert die internationale Gemeinschaft auf, das geschlechterapartheidartige System im Iran als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuerkennen und konkrete Schritte einzuleiten, um die Islamische Republik für ihre tief verwurzelte, staatlich geförderte Diskriminierung von Frauen zur Verantwortung zu ziehen.