Kurdischer Aktivist im Hungerstreik wegen Gefahr einer Dublin-Abschiebung

Kurdischer Aktivist im Hungerstreik wegen Gefahr einer Dublin-Abschiebung

20:51 - 28 November 2020


Hengaw: Einem kurdischen Aktivisten, der vor einigen Monaten als Asylbewerber nach Großbritannien floh, droht nach der Dublin-Verordnung die Abschiebung in die Bundesrepublik Deutschland und damit die Abschiebung in den Iran. 
 

Der Asylbewerber Navid Ghaderi, der im Brook House Immigration Removal Centre festgehalten wird, befindet sich seit dem 25. November 2020 aus Protest gegen seine drohende Dublin-Abschiebung aus Großbritannien nach Deutschland im Hungerstreik.
 

Navid Ghaderi stammt aus iranisch Kurdistan. Er kam im Jahre 1988 in Sardasht auf die Welt und machte an der Universität in Teheran den Masterabschluss in „Internationale Beziehungen“. Der kurdische Aktivist teilte Hengaw mit, dass er 2017 aus politischen Gründen nach Deutschland fliehen musste. Navid Ghaderi leistete während seines Aufenthaltes in Deutschland ehrenamtliche Arbeit und lernte durch eigene Bemühungen und Sprachkurse die deutsche Sprache. Nachdem sein Asyl- und Berufungszulassungsantrag ohne weitere Ermittlungen abgelehnt und seine Abschiebung in den Iran erlassen wurde, zog Navid Ghaderi vor vier Monaten nach Großbritannien. Wir Aktivisten der Menschenrechtsorganisation Hengaw, die sich seit Jahren intensiv mit der Menschenrechtslage in iranisch Kurdistan befassen und mit großer Besorgung von diesem Fall erfahren haben, bestätigen, dass Navid Ghaderi im Iran Verfolgung fürchten muss und betonen die Dringlichkeit der Anerkennung seines Status als politischer Flüchtling und seiner damit einhergehenden Rechte gemäß der Genfer Flüchtlingskonvention. Im Iran wird eine erhebliche Gefahr für sein Leben und seine Freiheit bestehen, zumal Navid Ghaderi für die kurdische Sache aktiv ist.
 

Navid Ghaderi wurde sieben Jahre lang alle zwei Monate zum Ettelaat (Geheimdienst der Iranischen Revolutionsgarde) beordert, unter Druck gesetzt und sogar körperlich bedroht. Kurden, vor allem politische Aktivisten, sind im Iran massiven Repressionen ausgesetzt und werden zu unverhältnismäßig harten Strafen verurteilt. Zudem sind mehr als die Hälfte aller politischen Gefangenen im Iran Kurden.