Femizid/Suizid: Afghanisches Mädchen begeht Suizid nach Drohung mit Schulverweis wegen Nichteinhaltung der Hijab-Regeln
Hengaw: Mittwoch, 6. November 2024
Arezoo Khavari, eine afghanische Staatsangehörige mit Wohnsitz im Iran, hat sich das Leben genommen, nachdem ihr der Schulleiter und der stellvertretende Schulleiter mit Schulverweis gedroht hatten, weil sie sich nicht an die Hijab-Vorschriften gehalten hatte.
Nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Hengaw hat sich Arezoo Khavari, eine 16-jährige Schülerin der Kosar Oberschule im 20. Bezirk von Shahr-e Rey, am Samstag, den 4. November 2024, das Leben genommen, nachdem ihr der Schuldirektor, Mahnaz Qanbarian, mit einem Ausschluss von der Schule gedroht hatte.
Quellen zufolge filmte die stellvertretende Schulleiterin Arezoo Khavari während eines Schulausflugs außerhalb des Schulgeländes beim Tanzen, als ihr Kopftuch versehentlich verrutschte. Das Video wurde anschließend dem Schulleiter übergeben, der Arezoo daraufhin ins Büro rief und ihr mit dem Ausschluss von der Schule drohte.
Die Androhung des Schulverweises erfolgte am selben Tag wie der Schulausflug, bei dem Arezoo Berichten zufolge vom stellvertretenden Schulleiter gedemütigt wurde, weil sie Jeans trug, während viele ihrer Mitschülerinnen ähnlich gekleidet waren.
Nach diesen Drohungen verließ Arezoo das Schulgelände. Sie betrat ein offenes Gebäude in der Nähe, kletterte in den sechsten Stock, sprang hinunter und beendete ihr Leben.
Hengaw hat erfahren, dass Arezoo, eine afghanische Staatsangehörige, die im Iran lebt, zuvor von der Schulleitung gedemütigt worden war. Der stellvertretende Schulleiter hatte sie oft wegen ihrer Kleidung gerügt, sie an iranische Gesetze erinnert und gesagt, dass Afghanen wie sie „als Konkubinen zu den Taliban geschickt werden sollten“.
In einem Interview mit Rokna bestätigte Arezoos Vater, dass seine Tochter am Samstag auf einen Schulausflug gegangen war. Die Schule rief ihn an und sagte: „Wissen Sie, was Ihre Tochter getan hat? Sie hat Jeans statt der Schuluniform getragen.“ Er fügte hinzu: „Eine halbe Stunde später rief die Schule erneut an und teilte mit, dass Arezoo das Schulgelände um 16 Uhr unerlaubt verlassen habe und sie keine weiteren Informationen über ihren Verbleib hätten.“
Und weiter: „Eine Stunde später rief die Schule erneut an und forderte uns auf, ins Krankenhaus zu fahren. Ich arbeite im Schrotthandel und fahre einen Pickup. Als ich die Nachricht hörte, ließ ich alles stehen und liegen und fuhr zum Krankenhaus, nur um die Leiche meiner Tochter zu finden. Sie war verstorben.“
Der Vater von Arezoo hat inzwischen bei der Polizei von Shahr-e Rey Anzeige gegen die Verantwortlichen der Kosar Oberschule erstattet.
Hengaw hat die Lage der afghanischen Migrantinnen und Migranten im Iran als katastrophal bezeichnet und darauf hingewiesen, dass die meisten von ihnen keine grundlegenden Bürgerrechte besitzen. Die Organisation warnt vor der zunehmend härteren Politik der Islamischen Republik Iran gegenüber afghanischen Migrantinnen und Migranten.
Darüber hinaus hat das Fehlen grundlegender Menschenrechte für Frauen und junge Mädchen ein Umfeld geschaffen, in dem Mord und Zwangssuizid erschreckend häufig vorkommen. Der tragische Tod von Arezoo Khavari im Alter von 16 Jahren, nachdem ihr mit einem Schulverweis gedroht wurde, weil sie getanzt hatte, ist ein Beispiel für die systematische Gewalt gegen junge Frauen im geschlechtsspezifischen Apartheidsystem der Islamischen Republik Iran. Für Arezoo kam die Angst hinzu, aufgrund ihrer afghanischen Herkunft den Zugang zu Bildung zu verlieren, was ihre Verzweiflung noch vergrößerte und sie schließlich dazu brachte, ihrem Leben ein Ende zu setzen.