Monatsbericht von Hengaw über Frauenrechtsverletzungen im Iran – April 2025

Hengaw: Dienstag, 6. Mai 2025
Laut den vom Statistik- und Dokumentationszentrum der Menschenrechtsorganisation Hengaw erfassten Daten wurden im April 2025 mindestens 8 Frauenrechtsaktivistinnen verhaftet und weitere 8 von der iranischen Justiz zu Haftstrafen verurteilt. Im selben Zeitraum wurden mindestens 31 Femizide sowie 4 Hinrichtungen von Frauen in verschiedenen Städten Irans registriert.
Hinrichtungen von Frauen im Iran
Im April 2025 wurden mindestens vier Frauen in iranischen Gefängnissen hingerichtet. Drei waren wegen Drogendelikten verurteilt worden, eine wegen Mordes. Ihre Identitäten sind wie folgt:
1. Mahnaz Kakayi aus Isfahan – hingerichtet im Zentralgefängnis von Isfahan wegen Mordes.
2. Marjan Sabzi aus Khorramabad – hingerichtet im Zentralgefängnis von Isfahan wegen Drogendelikten.
3. Unbekannte Frau – hingerichtet im Zentralgefängnis von Maschhad wegen Drogendelikten.
4. Unbekannte Frau – hingerichtet im Zentralgefängnis von Maschhad wegen Drogendelikten.
8 Frauen im April 2025 verhaftet
Mindestens 8 Frauenrechtsaktivistinnen wurden im April von Sicherheitskräften verhaftet, was 10 % der im Monat erfassten Gesamtverhaftungen entspricht.
Mindestens vier der verhafteten Frauen stammen aus Teheran.
Ihre Namen sind:
Teheran:
1. Zhila Zehtab Moghaddam
2. Azar Zangouli
3. Lida Alksani
4. Somayeh Rashidi
Maschhad:
5. Farideh Moradi
6. Golnoush Nasiri
Sanandaj:
7. Srveh Pourmohammadi
Torbat-e Heydarieh:
8. Reyhaneh Darat
Verhängte Haftstrafen gegen Frauenrechtsaktivistinnen
Im April 2025 wurden mindestens 8 Frauenaktivistinnen in verschiedenen Städten zu insgesamt 19 Jahren Haft verurteilt.
Die Namen und Urteile lauten wie folgt:
1. Vida Mohammadi – Teheran: 4 Jahre und 8 Monate
2. Maryam Moghaddam – Teheran: 2 Jahre und 2 Monate
3. Shohreh Ghamar – Bijar: 4 Jahre und 8 Monate
4. Minu Rouzedar – Teheran: 1 Jahr und 2 Monate
5. Maryam Zabihi – Qaemshahr: 10 Monate
6. Mansoureh Erfanian – Maschhad: 3 Monate
7. Glareh Abbasi – Teheran: 4 Jahre und 3 Monate
8. Zhila Zehtab Moghaddam – Teheran: 1 Jahr
Die Verhaftung und Verurteilung von Frauen bleibt ein Teil der routinemäßigen diskriminierenden Praxis der Islamischen Republik Iran. Während der revolutionären Bewegung „Jin, Jiyan, Azadi“ (Frau, Leben, Freiheit) verschärfte sich der Druck auf Aktivistinnen deutlich. Seit ihrer Gründung versucht die Islamische Republik systematisch, die Teilhabe von Frauen am öffentlichen, politischen und menschenrechtlichen Leben einzuschränken. Geschlechtertrennung und die Kriminalisierung von Geschlechts- und sexuellen Minderheiten sind zentrale Elemente der institutionalisierten Geschlechterapartheid im Iran.
31 dokumentierte Fälle von Femiziden im April 2025
Laut den dokumentierten Daten von Hengaw wurden im April mindestens 31 Frauen in verschiedenen Städten des Iran getötet. Die überwiegende Mehrheit wurde von nahen männlichen Familienmitgliedern ermordet – vor allem von ihren Ehemännern.
Laut dem Bericht wurden:
• 15 Frauen von ihren Ehemännern getötet
• 5 von ihren Vätern
• 8 von anderen Verwandten wie Brüdern, Schwägern oder verschmähten Verehrern.
• In drei Fällen ist der Täter unbekannt.
Mindestens 4 der Morde wurden unter dem Vorwand der sogenannten „Ehre“ begangen. 19 Fälle standen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt. Fünf Frauen wurden aus Gründen wie Unfruchtbarkeit (2 Fälle), Zurückweisung von Heiratsanträgen, Scheidungswünschen oder Diebstahl ermordet. Die Motive von drei weiteren Tötungen sind noch unklar.
Verteilung der Femizide nach Provinz:
• Teheran: 5 Fälle
• Kermanschah: 4 Fälle
• Mazandaran: 3 Fälle
• Gilan, Fars, Chaharmahal & Bakhtiari: je 2 Fälle
• Hormozgan, Markazi, Kohgiluyeh & Boyer-Ahmad, Kerman, Zanjan, Süd-Khorasan, Nord-Khorasan, Khuzestan, Ilam, Ost-Aserbaidschan, West-Aserbaidschan (Urmia), Ardabil, Alborz: je 1 Fall
Femizide stellen die extremste Form von Frauenfeindlichkeit dar. Die sogenannten „Ehrenmorde“ sind nur ein Teilaspekt dieser Gewalt. Ursächlich für Femizide sind patriarchale, frauenfeindliche Strukturen und Gesetze. Laut Hengaw wurden im Jahr 2024 insgesamt 191 Femizide im Iran dokumentiert, die meisten durch enge männliche Verwandte begangen. Institutionalisierte Misogynie in Recht und Gesellschaft normalisiert diese tief verwurzelte Gewalt gegen Frauen.
Die Menschenrechtsorganisation Hengaw klassifiziert die Islamische Republik Iran als Geschlechterapartheidssystem – ein System, in dem die systematische Ermordung und Verfolgung von Frauen teilweise gesetzlich verankert ist. Die internationale Gemeinschaft muss Geschlechterapartheid als Verbrechen gegen die Menschlichkeit anerkennen, in internationale Rechtsrahmen aufnehmen und die Islamische Republik Iran für ihre frauenfeindlichen Gesetze und die systematische Unterdrückung von Frauen zur Rechenschaft ziehen.