Hengaw-Sonderbericht zur ersten Woche des Iran-Israel-Krieges: Mindestens 322 Festnahmen, darunter 30 Frauen, zwei afghanische Staatsangehörige und ein europäischer Bürger

Hengaw – Samstag, 21. Juni 2025
Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Hengaw wurden während der ersten Woche des andauernden Krieges zwischen der Islamischen Republik Iran und dem Staat Israel mindestens 322 Personen von iranischen Sicherheitskräften in verschiedenen Städten festgenommen. Diese massive Welle von Verhaftungen stellt eine deutliche Eskalation staatlicher Repressionen dar.
Den Festgenommenen werden unter anderem folgende Vorwürfe gemacht: „Spionage für Israel“, „Propaganda gegen den Staat“ und „Verbreitung öffentlicher Unruhe“. Unter den Inhaftierten befinden sich mindestens 30 Frauen, zwei afghanische Staatsangehörige und ein europäischer Staatsbürger.
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Aufschlüsselung der Festnahmen nach Provinz
Laut Daten des Statistik- und Dokumentationszentrums von Hengaw verzeichnete die Provinz Teheran mit 60 Fällen die meisten Festnahmen, gefolgt von Lorestan (39) und Hamedan (30).
• Teheran: 60 Fälle (darunter 1 afghanischer Staatsbürger und 1 Frau)
• Lorestan: 39 Fälle
• Hamedan: 30 Fälle
• West-Aserbaidschan (Urmia): 28 Fälle (darunter 18 Mädchen unter 18 Jahren)
• Khorasan Razavi: 24 Fälle
• Semnan: 21 Fälle
• Isfahan: 19 Fälle
• Mazandaran: 15 Fälle
• Hormozgan: 14 Fälle
• Khuzestan: 12 Fälle
• Golestan: 11 Fälle
• Qazvin: 10 Fälle (darunter 2 Frauen)
• Bushehr: 10 Fälle (darunter 1 afghanischer Staatsbürger)
• Kermanschah (Kermashan): 6 Fälle (alle Frauen)
• Kerman: 6 Fälle (darunter 1 Frau)
• Ardabil: 5 Fälle
• Kurdistan (Sanandaj): 2 Fälle
• Alborz: 2 Fälle
• Ilam: 2 Fälle
• Chaharmahal und Bakhtiari (Shahr-e Kord): 1 Fall
• Nord-Khorasan: 1 Fall
• Kohgiluyeh und Boyer-Ahmad: 1 Fall (der europäische Staatsbürger)
Darüber hinaus haben staatliche Medien weitere Festnahmen in anderen Regionen wie Bukan, der Provinz Markazi und Kohgiluyeh und Boyer-Ahmad bestätigt, jedoch ohne genaue Zahlen zu nennen.
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Mindestens 30 Frauen unter den Festgenommenen
Hengaw hat die Festnahme von mindestens 31 Frauen dokumentiert, darunter:
• 6 in Qasr-e Schirin
• 2 in Khorasan Razavi
• 2 in Qazvin
• 1 in Kerman
• 1 in Teheran
Ein früherer Bericht von Hengaw bestätigte zudem, dass 18 Mädchen unter 18 Jahren in Mahabad wegen ihrer Aktivitäten in sozialen Medien festgenommen und später gegen Kaution freigelassen wurden. Auffällig ist, dass 25 der weiblichen Festgenommenen kurdischer Herkunft sind – ein Zeichen für die unverhältnismäßige Verfolgung kurdischer Frauen.
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Verschärfung der juristischen Repression und Androhung harter Strafen
Nach vorherigen Drohungen haben sowohl das Ministerium für Nachrichtendienste als auch die Justizbehörden strenge Maßnahmen erlassen und eine zügige strafrechtliche Verfolgung angeordnet. Der Oberste Nationale Sicherheitsrat Irans veröffentlichte eine Erklärung, wonach jede Handlung, die als Unterstützung Israels gewertet wird, mit höchster Härte bestraft werde.
In diesem Zusammenhang hat das iranische Parlament ein Eilgesetz im Doppelverfahren verabschiedet, das die Strafen für mutmaßliche Zusammenarbeit mit ausländischen Staaten verschärft.
Hengaw sieht in diesen Entwicklungen eine gezielte, institutionalisierte Repressionskampagne, die rechtsstaatliche Prinzipien untergräbt, willkürliche Urteile beschleunigt und potenziell den Weg für außergerichtliche Hinrichtungen ebnet.
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Kriminalisierung von Freude über den Krieg in iranischem Kurdistan
Inmitten des laufenden Konflikts hat die Justiz der Provinz Kurdistan erklärt, dass jeglicher Ausdruck von Freude über den Iran-Israel-Krieg in sozialen Medien strafbar sei. Hengaw berichtete zuvor, dass SMS-Warnungen an Einwohner versendet wurden, die rechtliche Schritte im Falle von „Feiern oder Aufwiegelung zur Unruhe“ androhen.
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Hengaw fordert Maßnahmen gegen willkürliche Festnahmen im Iran
Hengaw verurteilt diese Welle willkürlicher Festnahmen aufs Schärfste und betont, dass die Islamische Republik Iran sicherheitsbezogene Vorwürfe nutzt, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen und grundlegende Freiheiten einzuschränken. Die Organisation ruft internationale Menschenrechtsinstitutionen zu dringenden Maßnahmen auf, um die unabhängige Überwachung der Haftbedingungen und rechtlichen Verfahren der Festgenommenen sicherzustellen.