Erklärung von Hengaw zum zweiten Jahrestag des blutigen Freitags von Zahedan und Khash
Am zweiten Jahrestag des Blutfreitagsmassakers in Zahedan und Khash drückt die Menschenrechtsorganisation Hengaw den Familien der Opfer, den Verletzten und den Inhaftierten ihr tiefes Mitgefühl aus und fordert erneut Gerechtigkeit und die strafrechtliche Verfolgung der Verantwortlichen für diese Gräueltat.
Am 30. September 2022 gingen die Menschen in Zahedan und Khash auf die Straße, um gegen den sexuellen Übergriff eines Polizeikommandanten auf ein 15-jähriges Mädchen aus Chabahar sowie gegen die jahrelange systematische Diskriminierung und strukturelle Unterdrückung der Menschen in Sistan und Belutschistan im Iran zu protestieren.
Diese friedlichen Proteste, die im Rahmen der landesweiten Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ und als Reaktion auf den sexuellen Übergriff auf eine Minderjährige entstanden, wurden von den Streitkräften gewaltsam unterdrückt, indem sie übermäßig militarisiert wurden. Die Regierungstruppen eröffneten das Feuer auf unbewaffnete und wehrlose Zivilisten mit scharfer Munition. Dabei wurden Dutzende von Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, getötet und Hunderte weitere verletzt. Dieses brutale Massaker, das als der „Blutige Freitag von Zahedan“ bekannt wurde, ist ein klares Beispiel für ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
Hengaw ist der Ansicht, dass der exzessive Einsatz von Gewalt und tödlichen Waffen gegen unbewaffnete Demonstranten durch die Islamische Republik Iran eine schwerwiegende Verletzung sowohl des Rechts auf Leben als auch des Rechts auf friedliche Versammlung darstellt, wie sie in der Internationalen Konvention für Menschenrechte und Grundfreiheiten verankert sind.
Hengaw unterstreicht, dass diese Tragödie nicht nur die individuellen Rechte und die Menschenrechte der Menschen in Zahedan und Khash verletzt, sondern auch ein Symbol für die systematische Unterdrückung nationaler, ethnischer und religiöser Minderheiten im Iran ist. Das Volk der Belutschen, das seit langem unter Diskriminierung, Armut und Entbehrungen leidet, wurde erneut gewaltsam vom Staat angegriffen. Diese Unterdrückung ist Teil eines umfassenderen, systematischen Unterdrückungsmusters, das sich seit Jahrzehnten gegen marginalisierte nationale, ethnische und religiöse Minderheiten im Iran richtet.
Die Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“, die als Reaktion auf die Ermordung von Jina Amini im September 2022 entstand, hat sich zu einer nationalen und globalen Bewegung gegen Diskriminierung und Unterdrückung in allen Bereichen der iranischen Gesellschaft entwickelt. Durch die Betonung der Rechte von Frauen, der LGBTQ+-Gemeinschaft, nationaler, ethnischer und religiöser Minderheiten und anderer marginalisierter Gruppen stellt diese Bewegung einen entscheidenden Wendepunkt im Kampf des iranischen Volkes für Freiheit dar.
Hengaw ruft die internationale Gemeinschaft, Menschenrechtsorganisationen und die Vereinten Nationen dazu auf, dringende und praktische Schritte zu unternehmen, um Gerechtigkeit zu erreichen und die Verantwortlichen für diese Verbrechen zu verfolgen. Würden die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen, wäre dies eine Verletzung der internationalen Menschenrechtsverpflichtungen. Die Weltgemeinschaft muss sicherstellen, dass die Islamische Republik Iran für ihre kriminellen Handlungen gegen ihr Volk, insbesondere gegen nationale, ethnische und religiöse Minderheiten, vor Gericht gestellt wird.
Hengaw betont, dass die Ereignisse des Blutigen Freitags von Zahedan und Khash keine isolierten Vorfälle sind, sondern Teil eines breiter angelegten Kampfes gegen strukturelle Unterdrückung, nationale, ethnische und religiöse Diskriminierung und weit verbreitete Menschenrechtsverletzungen im Iran sind. Wir betonen die Bedeutung der Solidarität unter den Menschen im Iran, von Kurdistan bis Belutschistan, und versichern, dass nur durch Einigkeit und gemeinsamen Kampf, der auf den Grundsätzen der Menschenrechte beruht, eine gerechte und freie Zukunft für den Iran und die Welt erreicht werden kann - eine Zukunft, in der niemand aufgrund seines Geschlechts, seiner sexuellen Orientierung, seiner nationalen, ethnischen oder religiösen Identität, seines Atheismus oder seiner politischen Überzeugungen unterdrückt oder diskriminiert wird.