Transfemizid in der Provinz Fars – Sogand Pakdel, junge trans Frau, brutal von ihrem Onkel ermordet

Hengaw – Freitag, 25. Juli 2025
Sogand Pakdel, eine 27-jährige trans Frau, wurde letzten Monat in Kavar in der Provinz Fars brutal von ihrem Onkel erschossen. Die Tat, die bislang nicht öffentlich gemacht worden war, wurde nun von der Menschenrechtsorganisation Hengaw bestätigt.
Quellen, die Hengaw nahestehen, berichteten, dass Pakdel, eine Unterstützerin der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ (Jin, Jiyan, Azadi), während der Hochzeitsfeier ihres Cousins ermordet wurde – nur wenige Tage vor Beginn des zwölftägigen Kriegs zwischen Iran und Israel. Ihr Onkel erschoss sie auf der Feier, nachdem die Familie wiederholt versucht hatte, sie unter dem Vorwand der sogenannten „Ehre“ von der Teilnahme abzuhalten.
Pakdel war über lange Zeit hinweg Gewalt und Ablehnung durch ihre Familie ausgesetzt, die ihre Geschlechtsidentität und -ausdruck als Schande betrachtete. „Sogand setzte sich immer für ihre Rechte als trans Frau ein – und auch für die Rechte anderer. Sie hatte einen widerstandsfähigen Geist“, sagte eine Quelle gegenüber Hengaw.
Vor dem Mord hatte Pakdel zusammen mit anderen trans Personen aus verschiedenen Städten in einem Hostel in Schiras Zuflucht gesucht. Sie floh vor häuslicher Gewalt und lebte unter prekären Bedingungen, da es keine gesellschaftlichen oder staatlichen Schutzmechanismen gab. Eine weitere Quelle berichtete: „Männliche Verwandte führten sie immer wieder in die Wüste und schlugen sie. Beim letzten Mal filmte sie es und sagte: ‘Lasst uns leben.’“
Am Tag der Hochzeit erschien Pakdel trotz familiärer Drohungen in weiblicher Kleidung. Als das Brautpaar ankam, feuerte ihr Onkel zwei Schüsse ab – einen in die Luft, den anderen direkt auf ihren Kopf – und tötete sie sofort.
Pakdel gehörte dem Clan Galleh-Zan der turkstämmigen Qashqai-Minderheit an. Ihr Mord wurde aus Gründen der sogenannten „Ehre“ begangen.
Hengaw warnt vor einem andauernden, stillen Massaker an queeren Menschen im Iran, insbesondere an trans Personen, die unter vollständiger Pathologisierung und Kriminalisierung leben. Gleichgeschlechtliche Beziehungen werden mit Auspeitschung oder gar der Todesstrafe geahndet. Trans Personen werden trotz angeblicher staatlicher Anerkennung durch die Zwangsverschleierungsgesetze, die binäre Geschlechterordnung und pathologisierende medizinische Praktiken verfolgt.
Laut iranischem Gesetz erhalten trans Menschen nur dann gültige Ausweisdokumente, wenn sie sich einer erzwungenen und medizinisch nicht regulierten „Behandlung“ oder „Transition“ unterziehen – eine Verletzung ihrer körperlichen Autonomie und grundlegenden Rechte.
Es gibt keinerlei gesetzlichen Schutz gegen häusliche oder gesellschaftliche Gewalt für queere Menschen. Die staatliche Propaganda fördert Ideologien von „Ehre“ und „männlichem Stolz“ und delegiert damit Gewalt und Mord effektiv an Familien und Gemeinschaften. Der Iran ist eines der wenigen Länder, in denen gleichgeschlechtliche Beziehungen mit dem Tod bestraft werden und in dem trans Identitäten unter die weit gefassten und repressiven Hijab-Gesetze fallen.
Aufgrund der systematischen Verweigerung von Rechten und jeglicher Rechenschaftspflicht existieren keine offiziellen Statistiken über Morde, Festnahmen oder Strafen gegen queere Menschen im Iran. Hengaw bezeichnet diesen Zustand als systematischen „Queerozid“ durch staatliches Recht.
Hengaw betont, dass die Morde an queeren Menschen im Iran ethnische und soziale Grenzen überschreiten. Ethnische Zugehörigkeit könne zwar den Kontext beeinflussen, erkläre aber nicht die Ursachen. Forschungen zeigen: In Gesellschaften, in denen Konzepte wie „Ehre“, „männlicher Stolz“ und „Familienehre“ durch demokratische Bewegungen infrage gestellt wurden, konnten wirksamere Strategien zur Verhinderung solcher Morde entwickelt werden.