25. November: Die Kettenreaktion von staatlicher, sozialer und häuslicher Gewalt im Iran
Nach Angaben des Statistik- und Dokumentationszentrums von Hengaw gab es zwischen Anfang 2024 und dem 25. November mindestens 174 dokumentierte Fälle von Femiziden, 128 Verhaftungen von Frauen, 24 Hinrichtungen, drei Todesurteile für weibliche Aktivisten und Gefängnisstrafen für 123 weibliche Aktivisten im Iran.
Hengaw behauptet, dass die Gewalt gegen Frauen im Iran unter einer Regierung, die Geschlechter-Apartheid als offizielle Politik durchsetzt, ein kritisches Niveau erreicht hat. Diese Krise hält an, da der Iran im Global Gender Gap Index weiterhin zu den am schlechtesten bewerteten Ländern gehört. Seit der „Frauen, Leben, Freiheit“-Bewegung sind Frauen mit zunehmender Unterdrückung und der Verhängung von Gesetzen wie dem „Hijab- und Keuschheitsgebot“ konfrontiert. Die Islamische Republik Iran hat nicht nur die Beschränkungen verschärft, sondern auch Initiativen wie „Anti-Hijabab-Kliniken“ eingeführt, um die ideologische Kontrolle und systematische Unterdrückung weiter auszubauen.
Dimensionen der Gewalt gegen Frauen im Iran und ihre Zusammenhäng
1. Staatliche Gewalt: Strukturelle und systematische Unterdrückung
Staatliche Gewalt im Iran bildet die Grundlage und den Kontext für andere Formen der Gewalt gegen Frauen. Zu dieser Art von Gewalt gehören Repression, Entrechtung, ideologische Propaganda und schwere Strafen. Seit Anfang 2024 hat die Islamische Republik Iran 123 Frauen zu Haftstrafen verurteilt, 24 Frauen hingerichtet und drei Frauen zu Auspeitschungen zusammen mit einer Haftstrafe verurteilt. Darüber hinaus wurden 128 Aktivistinnen von den Streitkräften verhaftet.
Die Geschlechtertrennung in den Schulen und die Unterdrückung von Frauen im sozialen Bereich durch Maßnahmen wie die Hijab-Pflicht haben zu weit verbreiteter psychischer und physischer Gewalt geführt. Dieser Trend hat Mädchen wie Arezoo Khavari und Donya Farhadi das Leben gekostet und den Druck auf die Frauenbewegung weiter erhöht.
2. Soziale Gewalt: Vertiefung der Diskriminierung in einer patriarchalischen Gesellschaft
Die soziale Gewalt im Iran, die von der Regierungspolitik beeinflusst wird, hat sich in Form von sexuellem, wirtschaftlichem und sozialem Missbrauch gegen Frauen ausgeweitet. Obwohl nur 18 Prozent der Frauen erwerbstätig sind, werden sie durch strukturpolitische Maßnahmen wirtschaftlich abhängig und noch stärker gefährdet. Diese Gewalt, die durch den Mangel an rechtlicher und institutioneller Unterstützung noch verschärft wird, schafft einen Nährboden für die Verstärkung häuslicher und sozialer Gewalt.
3. Häusliche Gewalt: Die „normalisierte“ Konsequenz des geschlechtsspezifischen Apartheidsystems
Häusliche Gewalt - einschließlich körperlicher Übergriffe, sexuellen Missbrauchs, Ehrenmordes und Femizids - ist eine der schwersten Formen der Gewalt gegen Frauen weltweit und im Iran besonders verbreitet. Diese Art von Gewalt wird nicht nur durch das Fehlen von Schutzgesetzen, sondern auch durch die frauenfeindliche Propaganda der Regierung verschärft.
Seit Anfang 2024 hat Hengaw 174 Fälle von Femiziden im Iran dokumentiert. Diese Zahl stellt jedoch nur einen Teil der Realität dar; viele Fälle häuslicher Gewalt werden aufgrund von sozialem und staatlichem Druck nicht gemeldet und fallen in die Kategorie der „versteckten Statistiken“. In Wirklichkeit spiegelt die häusliche Gewalt einen umfassenderen politischen und sozialen Druck wider, von dem vor allem iranische Frauen betroffen sind.
Das breitere Ausmaß und die Folgen von Gewalt gegen Frauen
Die Gewalt gegen Frauen im Iran ist eine Reihe von miteinander verwobenen Faktoren. Die Politik der Regierung schafft systematisch Bedingungen, die soziale und häusliche Gewalt ermöglichen. Restriktive und diskriminierende Gesetze, die Schaffung von Angst und Unterdrückung im öffentlichen Raum und das Fehlen von Unterstützungsmechanismen machen Frauen im privaten Bereich verletzlicher und beeinträchtigen gleichzeitig ihre Sicherheit und Freiheit in der Gesellschaft.
Diese Formen der Gewalt unterdrücken kollektiv die soziale, wirtschaftliche und letztlich auch politische Handlungsfähigkeit von Frauen und machen sie abhängig und machtlos. Folglich geht die Situation im Iran über eine interne Krise hinaus und sollte als Teil eines geschlechtsspezifischen Apartheidsystems anerkannt werden, das darauf abzielt, Frauen aus der sozialen und öffentlichen Sphäre auszuschließen. Zu diesen Formen der Gewalt gehört auch die verschärfte strukturelle und soziale Gewalt gegen queere Frauen (insbesondere lesbische und Trans-Frauen), die im Rahmen der Kriminalisierung von queerem Leben bis hin zu Todesurteilen eskalieren kann.
Der Aufruf von Hengaw zum Handeln
Anlässlich des 25. November 2024, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, ruft die Menschenrechtsorganisation Hengaw die Weltgemeinschaft und das iranische Volk auf, sofortige und praktische Schritte zu unternehmen, um die Gewalt gegen Frauen im Iran zu beenden.
Hengaw fordert die internationale Gemeinschaft auf, die Islamische Republik Iran offiziell als eine Regierung anzuerkennen, die auf Geschlechter-Apartheid basiert. Diese Anerkennung sollte zu diplomatischem, rechtlichem und wirtschaftlichem Druck führen, um die systematische Gewalt gegen iranische Frauen zu beenden. Menschenrechtsorganisationen sollten außerdem unabhängige und umfassende Untersuchungen zur Gewalt gegen Frauen im Iran durchführen und die verantwortlichen Beamten zur Rechenschaft ziehen.
Innerhalb des Irans wird die Gemeinschaft außerdem aufgefordert, sich zu solidarisieren und Unterstützungsnetzwerke für Frauen aufzubauen, sich gegen soziale und häusliche Gewalt zu wehren und die Öffentlichkeit und die Weltöffentlichkeit durch die Dokumentation von Rechtsverletzungen zu sensibilisieren.
Hengaw bekräftigt sein Engagement für die Dokumentation von Gewalt, die Verteidigung der Rechte von Frauen und die Suche nach Gerechtigkeit für die Opfer in internationalen Foren. Hengaw betont, dass der Internationale Tag für die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen ein Ausgangspunkt für praktische Maßnahmen sein muss und nicht nur symbolische Botschaften. Was wir jetzt dringend brauchen, sind weltweite Solidarität und wirksame Maßnahmen, um die systematische Gewalt gegen Frauen im Iran zu beenden.