Hinrichtung als Werkzeug der Unterdrückung – Die Islamische Republik Iran als einer der weltweit führenden Verletzer des Rechts auf Leben

Der Welt-Tag gegen die Todesstrafe wurde 2003 von der Weltkoalition gegen die Todesstrafe(WCADP) ins Leben gerufen, um weltweit auf die mit der Todesstrafe verbundene Gewalt, Diskriminierung und Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Dieser Tag steht für internationale Solidarität im Einsatz für das grundlegende Recht auf Leben und gegen staatliche Hinrichtungen. Seit seiner Einführung wird er jährlich in über 60 Ländern begangen, um die weltweite Abschaffung der Todesstrafe zu fordern.
Das globale Thema 2025, „Die Todesstrafe schützt niemanden“, ist besonders relevant für die aktuelle Situation im Iran.
Auf Grundlage verifizierter Dokumentationen warnt die Hengaw-Organisation für Menschenrechte vor einem beispiellosen Anstieg der Hinrichtungen im Iran seit der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ (Jin, Jiyan, Azadi) – dem höchsten Stand seit über zwei Jahrzehnten.
Nach Angaben des Statistik- und Dokumentationszentrums von Hengaw wurden mindestens 829 Gefangene im Jahr 2023, 909 im Jahr 2024 und 1.100 allein im Jahr 2025 in iranischen Gefängnissen hingerichtet.
Von den im Jahr 2025 Hingerichteten gehörten mindestens 579 Opfer ethnischen und nationalen Minderheiten an – darunter 173 Kurden, 140 Lors, 118 Belutschen, 108 Türken und 64 afghanische Staatsangehörige.
Im selben Jahr verzeichnete die Islamische Republik Iran die höchste Zahl von hingerichteten Frauen weltweit – 33 Frauen wurden exekutiert, darunter auch ein minderjähriger Straftäter.
Ebenfalls im Jahr 2025 wurden mindestens 41 politische und religiöse Gefangene hingerichtet, darunter 16 Personen, die wegen angeblicher „Spionage für Israel“ zum Tode verurteilt wurden.
Die Zahl der Hinrichtungen im Iran stieg 2023 um 53,5 % im Vergleich zu 2022 – von 540 auf 829. Im Jahr 2024 erhöhte sich die Zahl um weitere 9,5 % auf 909.
Bis Oktober 2025 wurden über 1.100 Gefangene im ganzen Land exekutiert, davon 500 seit Ausbruch des Iran–Israel-Krieges am 13. Juni 2025.
Allein im September 2025 wurden die Todesurteile von 187 Gefangenen vollstreckt – ein Anstieg um 140 % gegenüber 78 Hinrichtungen im September 2024, der höchste Monatswert seit 20 Jahren im Iran.
Dokumentierte Beweise zeigen, dass die iranischen Behörden den starken Anstieg der drogenbezogenen Hinrichtungen nutzen, um die erschreckende Gesamtzahl der Exekutionen zu normalisieren und die Hinrichtungen politischer und religiöser Gefangener zu verschleiern.
In den letzten Jahren hat die Islamische Republik Iran mehr Frauen hingerichtet als jedes andere Land weltweit. Gleichzeitig führten Anschuldigungen wie „Zusammenarbeit mit Israel“, insbesondere gegen kurdische Personen, zunehmend zu politisch motivierten Todesurteilen.
Erstmals seit Jahren haben die Behörden auch weibliche politische Aktivistinnen zum Tode verurteilt, darunter Sharifeh Mohammadi, Pakhshan Azizi und Verisheh Moradi. Ihre Fälle verdeutlichen den politischen und repressiven Einsatz der Todesstrafe als Mittel der Einschüchterung.
Neben der unverhältnismäßigen Verfolgung von Kurden, Belutschen, Arabern und Türken hat Hengaw mehrere Fälle von Verschwindenlassen politischer Gefangener nach ihrer Hinrichtung dokumentiert – ein schwerer Verstoß gegen das Recht auf Leben und Menschenwürde und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Die Hengaw-Organisation für Menschenrechte betrachtet die Todesstrafe als inhärent grausame und ungerechte Strafe, die das grundlegende Recht auf Leben verletzt. Sie betont, dass viele Todesurteile im Iran durch undurchsichtige, unfair ablaufende Gerichtsverfahren zustande kommen, die als politische Werkzeuge der Angst und Unterdrückung dienen.
Die hohe Zahl sogenannter „unpolitischer“ Hinrichtungen darf nicht über ihren politischen Charakter hinwegtäuschen. Statistische und kontextuelle Beweise – etwa die Konzentration drogenbezogener Hinrichtungen in marginalisierten Regionen wie Belutschistan und die Exekution von Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt waren – zeigen die gezielte Nutzung der Todesstrafe als Mittel sozialer und politischer Kontrolle.
In Solidarität mit der weltweiten Bewegung zur Abschaffung der Todesstrafe ruft Hengaw erneut die internationale Gemeinschaft, Menschenrechtsorganisationen und demokratische Regierungen auf, angesichts dieser Todesmaschinerie im Iran nicht zu schweigen, sondern alle diplomatischen, rechtlichen und humanitären Mittel einzusetzen, um die sofortige Aussetzung aller Hinrichtungen im Land zu erreichen.