Hengaw veröffentlicht Sonderbericht zum Beginn des neuen Schuljahres – 38 Schüler in neun Monaten inhaftiert

23 September 2025 20:18

Hengaw – Dienstag, 23. September 2025

Zu Beginn des neuen Schuljahres im Iran hat die Menschenrechtsorganisation Hengaw einen detaillierten Bericht über die Verhaftung von Schülern und Kindern unter 18 Jahren seit Januar 2025 veröffentlicht. Die Mehrheit der Inhaftierten sind kurdische und belutschische Schüler – Kinder, denen seit langem systematisch das Recht verweigert wird, in ihrer Muttersprache zu lernen. Nun bedrohen die weit verbreiteten Verhaftungen durch die Streitkräfte der Islamischen Republik Iran ihr Leben und ihre Zukunft von frühester Kindheit und Jugend an.

Das Statistik- und Dokumentationszentrum von Hengaw verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres 2025 die Verhaftung von mindestens 38 Schülern unter 18 Jahren durch Streitkräfte in verschiedenen iranischen Städten. Davon waren 20 kurdische Schüler, was fast 52 Prozent der Gesamtzahl entspricht. Dreizehn waren belutschische Kinder und Jugendliche (34,5 Prozent), vier waren lurische Studenten (10,5 Prozent) und einer war ein arabischer Student (2,5 Prozent).

Aufschlüsselung der inhaftierten Studenten nach Provinzen

Provinz Sistan und Belutschistan

1. Amir Baloch – 17 – Sarbaz

2. Khaled Kashani – 17 – Zahedan

3. Adel Safarzai – 16 – Zahedan

4. Ehsan Nasiri Motlagh – 15 – Zahedan

5. Shahbakhsh – 16 – Zahedan

6. Saleh Bahramzehi – 14 – Rask

7. Yousef Rasaneh – 16 – Rask

8. Mani Dahani – 16 – Sib and Suran

9. Nima Chakri – 17 – Saravan

10. Behzad Souri Zehi – 17 – Khash

11. Saeed Kordi-Tamandani – 15 – Khash

12. Abdullah Azizi – 17 – Qasr-e Qand

Provinz Kurdistan (Sanandaj/Sine)

1. Awraz Zamani – 17 – Kamyaran

2. Payam Hosseini – 17 – Kamyaran

3. Behrouz Rashidi – 17 – Kamyaran

4. Kavan Sabouri – 17 – Kamyaran

5. Ehsan Sabouri – 17 – Kamyaran

6. Soran Mozaffari – 17 – Kamyaran

7. Parsa Rostami – 17 – Sanandaj (Sine)

8. Keyhan Tadberi – 17 – Marivan

9. Mohammad Ghaderi – 17 – Marivan

Provinz West-Aserbaidschan (Urmia)

1. Ehsan Hamzehzadeh – 17 – Bukan

2. Milad Naseri – 17 – Bukan

3. Shaker Mohammadzadeh – 10 – Sardasht

4. Briar Mohammadiani – 14 – Sardasht

5. Avin Ahmadi – 16 – Urmia

6. Sariya Ahmadi – 17 – Urmia

7. Alan Tabnak – 16 – Oshnavieh (Shno)

8. Diyar Gorgol – 16 – Oshnavieh (Shno)

9. Zaniar Shadikhah – 17 – Oshnavieh (Shno)

Provinz Kohgiluyeh und Boyer-Ahmad

1. Amirhossein Jafari – 17 – Dehdasht

2. Kamran Bozari – 16 – Dehdasht

3. Abolfazl Ghasemzadeh – 16 – Dehdasht

Provinz Khuzestan 


1. Mohammad Ascharavi – 16 – Abadan

2. Parsa Ghasemi – 17 – Behbahan

Provinz Nord-Khorasan

1. Kejal Salehi – 14 – Bojnourd

 

Provinz Kermanshah (Kermashan)

1. Wiria Amiri – 16 – Sarpol-e Zahab

Provinz Kerman 

1. Shahram Bamari – 17 – Jazmourian


Systematische Unterdrückung auch im Bildungswesen

Diese Erkenntnisse zeigen, dass sich die systematische Unterdrückung nationaler und ethnischer Minderheiten durch den Iran nicht nur auf den sozialen und politischen Bereich beschränkt, sondern auch auf das Bildungswesen ausweitet und damit die akademische Zukunft Dutzender Jugendlicher unmittelbar gefährdet. Fast ein Drittel der inhaftierten Schüler – alle unter 18 Jahren – wurden in den letzten Tagen festgenommen, zeitgleich mit dem dritten Jahrestag der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ und dem Beginn des neuen Schuljahres. Trotz wiederholter Bemühungen der Familien, Informationen zu erhalten, haben die Sicherheits- und Justizbehörden keine transparenten Informationen über ihre Situation bereitgestellt.

Verweigerung des Rechts auf Bildung

Die Inhaftierung von Schülern ist Teil einer organisierten Politik, die darauf abzielt, den Zugang zu Bildung zu beschränken. Diese Politik zwingt viele Kinder und Jugendliche dazu, die Schule abzubrechen oder Kinderarbeit aufzunehmen. Sie gefährdet ihre Bildungs- und Sozialperspektiven, insbesondere unter ethnischen und nationalen Minderheiten. Die weit verbreiteten Verhaftungen zu Beginn des Schuljahres in Verbindung mit der anhaltenden Verweigerung des Unterrichts in der Muttersprache schränken die Möglichkeiten für eine Fortsetzung der Ausbildung erheblich ein.

Die Privatisierung und Kommerzialisierung des Bildungswesens sowie die zunehmende Armut haben das Recht der Schüler auf Schulbildung weiter untergraben. Verhaftungen und Einschüchterungen haben diese Hindernisse noch verstärkt.

Zunehmender Druck auf Schüler und Lehrer seit „Frau, Leben, Freiheit“

Seit dem Start der Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ (Jin, Jiyan, Azadi) stehen Schüler unter zunehmendem Druck, weil sie ihre Forderungen in Schulen und auf der Straße zum Ausdruck bringen. Sicherheitsbehörden haben sie wiederholt vorgeladen und inhaftiert. Gleichzeitig hat sich die Unterdrückung von Lehrern und ihren Berufsverbänden verschärft, oft als Vergeltungsmaßnahme dafür, dass sie das Recht der Schüler auf Protest unterstützt, sich für den Unterricht in ihrer Muttersprache eingesetzt und sich für die Verbesserung der Bildungsqualität engagiert haben.

Diese Maßnahmen spiegeln eine bewusste Politik wider, die darauf abzielt, Kritik am Bildungssystem zum Schweigen zu bringen und die gewerkschaftliche Organisation in diesem Sektor zu unterdrücken.

Internationaler Aufruf zu dringenden Maßnahmen

Hengaw verurteilt diese breite Welle der Unterdrückung und fordert die sofortige und bedingungslose Freilassung aller inhaftierten Studenten. Die Organisation fordert die Vereinten Nationen, UNICEF und Amnesty International nachdrücklich auf, rasche und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um diese repressive Politik zu beenden und das Grundrecht auf Bildung für Kinder im Iran zu gewährleisten.

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